6. Juni 2025
Unsere Gesellschaft ist im Wandel und mit ihr auch unsere Arbeitswelt. An den diesjährigen Dialoganlässen der IV-Stelle in Flums und Gossau mit mehr als 600 Gästen wurde die Frage diskutiert, wohin die Reise wohl gehen wird. Wissenschaftliche Inputs gab die Gastreferentin Monika Bütler, selbständige Ökonomin und Honorarprofessorin für Wirtschaftspolitik.
1926 führte Henry Ford in den USA die 40-Stunden-Woche ein. Dies habe er mit der Erwartung verbunden, dass die Produktivität während der Arbeit steigen würde, erklärte Monika Bütler. Vier Jahre später prophezeite der Ökonom John Maynard Keynes eine 15-Stunden-Woche. Dies sei zwar nicht eingetreten, sagte Bütler weiter, jedoch sei die Produktivität in den letzten 70 Jahren um bis zu 10-mal höher und die Jahresarbeitszeit um bis zu 30 Prozent gesunken. Dabei dürfen aber andere Faktoren nicht ausgeblendet werden, wie beispielsweise das Alter, wenn jemand ins Erwerbsleben eintritt oder auch die Lebenserwartung.
Umgekehrte Pyramide
Vielen sei die maslowsche Pyramide mit der breiten Basis für die Deckung der Grundbedürfnisse bekannt, sagte Patrick Scheiwiller, Leiter der IV-Stelle St.Gallen. Heute mache es nicht selten den Eindruck, dass die individuelle Selbstverwirklichung den breiten Raum der Grundbedürfnisse einnehme. Gleichzeitig wachse die Schweiz und die Menschen werden älter, was zur bekannten Abnahme der Erwerbsbevölkerung führen wird, während die Zahl der über 65-Jährigen stetig ansteige. Hier seien Lösungen für den Werkplatz Schweiz gefragt, stellte Scheiwiller fest. Ein grosses Potenzial sieht er darin, zu verhindern, dass Jahr für Jahr bis zu 20’000 Erwerbstätige neu IV-Renten beziehen.
Warnzeichen erkennen
Michael Rimle, Leiter Berufliche Integration der IV-Stelle, motivierte die Anwesenden auf Warnzeichen für gesundheitliche Probleme zu achten. Dazu gehören Häufung von Über- oder Minusstunden, ein persönlicher Rückzug oder ständige Erschöpfung und Müdigkeit. Eine Kultur des Hinschauens zu entwickeln und offen mit gesundheitlichen Einschränkungen umzugehen, seien Gebote der Stunde, unterstrich Rimle. Die IV biete mit der Früherfassung eine schnelle und unbürokratische Möglichkeit, welche Arbeitgebende unterstützen kann.
Ein weiterer Programmteil in Flums
und Gossau waren Podiumsgespräche mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, dabei
wurden Fragen aus dem Publikum aufgenommen, welche Einblicke in die Kultur und
die Abläufe ihrer Betriebe gaben. Das Podium mit Vertreterinnen und Vertretern
ganz verschiedener Branchen und Unternehmen diskutierte individuelle Lösungen
wie unterschiedliche Bedürfnisse zusammengebracht werden können.